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- Erstellt: 26. November 2018
Musikalische Reise durch Europa für Hilfe in der Region
Benefizkonzert des Lionsclubs mit der Stadtkapelle — Spenden gehen unter anderem an soziale Projekte in Hilpoltstein und Umgebung
Als der swingende Lionsmarsch ertönte, war es wieder so weit: Das 22. Benefizkonzert, organisiert vom Hilfswerk des Lionsclubs Roth-Hilpoltstein, wurde eröffnet, und erneut ließen es sich die Musiker der Stadtkapelle Hilpoltstein nicht nehmen, mit Können und Engagement dem Lionsclub zur Seite zu stehen.
HILPOLTSTEIN – Die Hälfte des Konzerterlöses kommt denn auch der Jugendarbeit der Stadtkapelle zugute, die andere Hälfte fließt in die soziale Arbeit in Hilpoltstein und Umgebung, wie der derzeitige Lionspräsident Bernhard Harrer nach der Begrüßung der Ehrengäste und Vertretern des Rotary und des Zonta Clubs in seiner kurzen Ansprache betonte.
„Europäische Highlights“ versprach Carolin Brandl, die gemeinsam mit Kathrin Weichbrodt viel Wissenswertes über die Musikstücke des Abends zu erzählen hatte, und schon befand man sich mittendrin im österreichischen Heer des 19. Jahrhunderts, wo man sich nach einleitendem Pathos als galoppierender Reitersoldat wiederfand. Mehr als die Ouvertüre der „Leichten Kavallerie“ wird aus dieser Operette von Franz von Suppé heutzutage nicht mehr gespielt.
Das schwermütige Blech nach ungarischer Art, die durchdringenden Fanfaren der Trompeten, die vom herannahenden Heer künden, die leichten Zwischenmelodien der Holzbläser, all das sorgte für einen sehr kurzweiligen Ohrenschmaus mit Ohrwurmcharakter.
Bravourös gemeistert
Läufe in der Tuba, bravourös gemeistert, beschwingte und ruhige Marschmelodien der Tenorhörner und Trompeten sowie die typischen Umspielungen der Holzbläser kennzeichnen den Marsch „P.O.S.“ des polnischen Marschkönigs Edward Maj. Der etwas eigenwillige Titel des Marsches steht als Abkürzung für ein polnisches Sportabzeichen.
Ein Solo für Flügel- und Tenorhorn, sehr gut gespielt wie auch die vielen anderen Soli des Abends, bildeten die Einleitung für die flotte Polka „Von Freund zu Freund“, ein derzeit angesagter Blasmusik-Klassiker mit Wohlfühlcharakter.
Melancholie und Leidenschaft, Dur und Moll, sprunghafte Tempiwechsel, kurze Crescendi: Bei den beiden bekannten ungarischen Tänzen Nr. 5 und 6 aus der Feder von Johannes Brahms hatte Dirigent Oskar Kratochvil einmal mehr sein Orchester mit präzisem Dirigat fest im Griff. Doch auch in dieser Adaption für Blasorchester hatten die Holzbläser die extrem schwierige Aufgabe, einen opulenten und doch flexiblen Streichersatz zu ersetzen, was dem Original nicht immer gerecht wurde.
Ausgewogen orchestriert ertönten die Schicksalsrufe der Tenorhörner, Trompetenfanfaren, bedrohliche wuchtige Tubaeinwürfe und charakteristische Opernmotive durch alle Register. Mit dem Finale des zweiten Aktes aus „Aida“, der monumentalen Oper Giuseppe Verdis ging es es noch einmal lautstark und mit Pauken und Trompeten in die Pause.
Ein Thema mit Variationen, eine einfache Melodie, aber dafür durch viele musikalische Stilrichtungen von Barock bis Jazz aufgepeppt: im Concerto D’Amore beweist Jacob de Haan aus den Niederlanden einmal mehr, dass er seinen Ruf als bedeutender zeitgenössischer Komponist für Blasorchester gerecht wird.
Szenenwechsel ins Mittelalter
Und dann gab es noch den Szenenwechsel ins Mittelalter. Mit „The Danserye“, Tänze aus der Sammlung von Thylman Susato (Niederlande) hörte man die Zinken, Blockflöten und Schalmeien, nur waren es hier Oboe, Saxophon, Querflöten, gedämpfte Trompeten und Fagott zusammen mit vielfältigem Schlagwerk und dem Basso ostinato der Tuba.
Die inoffizielle Nationalhymne der Finnen, „Finlandia“ von Jean Sibelius, ist ein großes, dynamisches, fast dramatisches Werk. Prägnante Trompeteneinwürfe in opulente Orchestercrescendi kennzeichnen das Werk. Die Übermacht des Blechs erdrückten fast die weichen Holzbläser und steigert sich sehr früh zu gewaltiger Lautstärke. Im folgenden Konzertmarsch „Arsenal“ von Jan van der Roost konnte jedes Register noch einmal sein Können zeigen.
„Highland Cathedral“ ist als eingängiges Dudelsackthema wohl jedem bekannt. In vielfacher Wiederholung zieht sich das Thema durch die Komposition von Michael Korb und Uli Roever. Hervorzuheben ist hier ein exzellentes Schlagzeug, das dem Vorwärtsdrängen des lauter werdendem Orchesters nicht nachgab und konsequent das Tempo hielt.
Drei Zugaben
Der laute Beifall, der noch drei kurze Zugaben einbrachte, machte sich hoffentlich auch beim Befüllen der Spendenbox bemerkbar, die an diesem Konzertabend im Publikum kreiste. Alle europäischen Länder an einem Abend musikalisch zu bereisen, war natürlich nicht möglich, aber ein großer Erfolg bleibt: Mit kurzweiliger Unterhaltung den Menschen in der Region zu helfen, ist eine bestechende Idee.
Text: Ute Matern in Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung, 26.11.2018, Seite 31
Fotos: Karlheinz Pfahler